GUE, Technical Diver 1 – in Krnica mit Richard Walker
Ein Artikel von: Christina Müller & Thomas Groner
Als Instruktor für einen der größten Sporttauchverbände findet man irgendwann Sporttauchen für die eigenen privaten Tauchgänge langweilig. Neue Herausforderungen müssen her. So kam ich 2015 zum technischen Tauchen. Wie bisher gewohnt, ein Brevet jagte das andere, immer schneller - weiter - nicht höher, aber tiefer… Irgendwann konnte ich mein Bauchgefühl nicht mehr ignorieren, das mir sagte, dass es sich falsch anfühlt – irgendwie nicht sicher. Das technische Tauchen war die richtige „Schiene“ für mich, so wie bisher wollte ich jedoch nicht weiter machen. So kam ich zu GUE.
Da ich vorher mit Trimix tauchte, besuchte ich nach meinem Fundamentals Kurs erstmal den Cave 1. Die logische Konsequenz war, dass der Tec 1 folgen musste, mein Gehirn konnte nicht mehr anders tauchen, als dem GUE – Gedanken zu folgen. Und nebenbei ist es ein „must have“ für meine GUE Instruktor Ausbildung.
Der Instruktor war auch schnell gefunden – Richard Walker sollte es sein. Wir planten unseren Kurs im Ende April in Krníca, Kroatien bei Maurizio von Krnicadive. Dann kam alles anders, unser erster Termin musste corona-bedingt gecancelt werden. Ein Kurs bei einem anderen Instruktor und nicht im Meer stand nicht zur Diskussion. Also warteten wir auf bessere Zeiten. Dann im Juli war es endlich soweit, wir durften nach Kroatien reisen.
Tag 1:
Der erste Tag ging gemütlich um 9:00 Uhr los, nachdem es einen guten kroatischen Kaffee im Restaurant, gleich neben der Tauchbasis, gab. Wir starteten im „Classroom“ mit dem Kennenlernen, Austausch von den Erwartungen und Zielen zum Kurs. Eigentlich waren wir schon richtig heiss auf den den ersten Tauchgang – davor Stand aber die erste Theorieeinheit auf dem Programm, wo uns die Kursanforderungen und -inhalte erläutert wurden (nachlesbar auf GUE.com) Nach einer Vorstellung von GUE kamen wir auch schon zu den verschiedenen Atemgasen und deren physikalischen Gesetzen. Nach einem weiteren Theoriekapitel zum Thema Gasmanagement war der erste Vormittag schon vorbei.
Bevor er nun aber endlich ins ersehnte Wasser ging, folgte noch ein Dry Run: Stagekonfiguration und Stagehandling. Im Anschluss bauten wir unsere Ausrüstung zusammen und besprachen die kleinen Unterschiede in der Tec 1 Konfiguration, wie die Ponyflasche zum Tarieren.
Nun ging es aber endlich ins Wasser - für den GUE-Handshake. Dazu luden wir die Ausrüstung in einen Transporter, vollbrachten einen kleinen Fußmarsch bis zum Strand und erreichten diesen zeitgleich mit dem Transporter – naja… fast 😉. Am Badestrand waren wir mit unseren Trockentauchanzügen die Exoten unter den Badegästen, waren aber aufgrund der heißen Temperaturen in Rekordgeschwindigkeit im Wasser verschwunden und die Fundi-Skills wiederholten. Im zweiten Teil des Tauchgangs wurde der bewusstlose Buddy gerettet und die ersten Aufstiegsübungen mit simulierten Dekostops trainiert.
Damit endete der erste Tag im Tec1 Kurs.
Tag 2:
Never change a running-system: Auch den zweiten Tag begannen wir pünktlich um 9:00 Uhr mit einem Caffè Americano – nun wissend, dass hier die italienische Kaffeekultur zelebriert wird. Es folgten Ventilfehler – die der „einfachen Kategorie“. Danach noch der Dry Run „Reel am Wrack“ wozu wir durch einen Parkour aus Parkbänken und Schiffsersatzteile navigierten. Mit unserer Cave-1-Erfahrung war dieser Field Drill gut zu bewältigen: Tie offs setzen, der Leine folgen, Touch contact bei Nullsicht.
Nun ging es wieder zu unserem Badestrand. Hinab ins kühle Nass ging es entlang einer simulierten Ankerleine bis zum Grund. Dann kam das Reel zum Einsatz: Auf dem Meeresboden folgten wir einer Reihe von Weinflaschen und setzten unsere Tie offs. Rich simulierte verschiedene Fehler – wir mussten entscheiden ob lösbar, nicht lösbar oder gar einen Abbruch des Tauchgangs zur Folge hatte. Letzteres bedeutete das Reel zurücklassen und zur Ankerleine zurückzukehren und zügig den Aufstieg starten. Das Szenario wiederholte sich etliche Male, bis viele der möglichen Fehlerquellen durchgespielt waren. Wie schon beim Cave-1-Kurs fielen unsere Lampen unerklärlicherweise sehr oft aus. 😊
Der Tag endete mit einem Theoriekapitel zum Gasmanagement sowie der Tauchgangsplanung.
Tag 3:
Ihr wisst, was kommt… Kaffee und Start um 9:00 Uhr 😊
Nun folgte aber schon der Ablauf, der uns auch die nächsten Tage begleiten sollte: Gastanks entsprechend der Tauchgangsplanung suchen, analysieren, beschriften und die Ausrüstung tauchfertig machen. Nun noch ein kurzer Dry-Run zum Szenario „Lost Dekogas“ wo wir an einer gespannten Leine im Hafen alle 3m stoppen mussten. Die einzelne Stage wanderte mit uns und wir simulierten die Gaswechsel. Dank der Sicherheits-Flipflops konnte dies gut bewältigt werden. Als weiteren Umfang übten wir Field Drills zu Ventilfehlern der komplexen Art.
Nun ging es mit dem Boot raus zu einer Steilwand mit Grund bei 30m. Wir tauchten an der Wand ab und Rich setzte unten die Boje als Referenz für unsere Aufstiege. Nun setzten wir wieder mit dem Reel Tie offs entlang des Riffs und warteten gespannt auf mögliche simulierte Fehler. Hier folgten wir dann den geübten Abläufen von Tag 2: Entscheiden ob der Fehler zum Tauchgangsabbruch führt oder er vollständig gelöst werden kann.
Bei einem Abbruch wurde jeder Aufstieg mit Dekostopps durchgeführt. Auch während der Aufstiege kam es zu simulierten Fehlern, sodass ich z.B. bei einem Aufstieg den Verlust des Dekogases managen musste.
Wieder zurück in der Basis bereiteten wir das Equipment für Tag 4 vor und lauschten noch einem Kapitel zur Dekompression. Dabei nutzen wir u.a. den GUE Decoplanner.
Zum Abschluss bekamen wir ein Briefing für unseren nächsten Tauchgang am Tag 4: Die Lina stand auf dem Plan. Es gab eine Einführung in die Konstruktion von Dampfschiffen und die Aufgabe beim Tauchgang herauszufinden, wie die Steuerung der Lina funktioniert. Dazu gab es die Hausaufgabe, den Tauchgang selbstständig zu planen wobei das Hauptaugenmerk auf dem Turnpressure lag.
Tag 4:
Nun starteten die Experience Dives im Tec 1. Wir präsentierten unsere Tauchgangsplanung und los ging es. Dazu fuhren wir in den nächsten Hafen bei Plomin, ca. 45min Fahrt mit unserer Ausrüstung im Auto. Zum Glück waren wir mit dem Tauchermobil unterwegs und beide Ausrüstungen hatten gut Platz. Im Hafen angekommen, luden wir alles aufs Boot und bereiteten uns auf den Tauchgang vor, die Fahrt war sehr kurz, ca. 25min.
Die Lina ist mit der Oberfläche durch eine Leine und Boje verbunden. Wir begannen den Tauchgang mit dem Abstieg am Seil und steuerten unseren tiefsten Punkt von ca. 43m an, den Maschinenraum. Hier suchten wir nach dem Getriebe und der Dampfmaschine. Die Maschine war gut sichtbar, das Getriebe fanden wir leider nicht. Dafür schauten meinem Buddy zwei Congeraale direkt in die Augen, ein Schockmoment. Nun begannen wir den Aufstieg zurück zum Steuerrad, um dort die Steuerketten zu suchen. Aufgrund des ausführlichen Briefings fanden wir diese auch. Dann war auch schon die maximale Grundzeit erreicht und wir leiteten den Aufstieg ein. Gaswechsel bei 21m, gefolgt von unseren Dekostopps. Fehler gab es bei diesem Tauchgang keine.
Ein sehr schöner Tauchgang bei Sichtweiten von mehr als 20m und keine Strömung.
Zurück an Bord ging es zurück in unseren Hafen. Wir luden die Ausrüstung ins Auto und fuhren zurück zur Basis. Ein Debriefing fasste unseren Tauchgang zusammen und wir schilderten unsere Erfahrungen.
Selbstreflektierend wurde uns klar – auch wenn wir schon etliche Male zuvor auf der Lina waren – dass wir noch nie soviel bewusst wahrgenommen und uns an so viele Details erinnern konnten.
Im Anschluss ging es dann auch schon an die Tauchgangsplanung von Tauchgang Nr. 5. Dazu gab es noch ein paar Theorieergänzungen zu den Themen Dekompressions- und Tauchgangsplanung: Am Wrack der Argo sollten wir unsere Grundzeit in Segmente einteilen um unsere Gasreserven bestmöglich zu nutzen.
Tag 5:
Kaffee…Analyse…Ausrüstung zusammenbauen. Dieses Mal legten wir im Hafen von Krnica ab. Die Fahrt dauerte ca. eine Stunde.
Am Tauchplatz selbst hatten wir Strömung, die Shotline wurde gesetzt und das Boot manövrierte erneut, um uns dann in die Strömung vor der Oberflächenboje abzusetzen. Sobald wir die Leine sahen, tauchten wir ab. Die Strömung sollte eigentlich bei 12m stoppen, hielt jedoch bis zum Erreichen des Wracks auf 43m an.
Die Argo lief im WW2 auf eine Mine auf und brach in zwei Teile, welche getrennt voneinander aufrecht auf dem Grund stehen, ca. 20m voneinander entfernt sodass man leicht von einem Teil zum anderen Tauchen kann. Soweit die Theorie. Da aber die Leine welche normalerweise die beiden Teile verbindet fehlte und die Sicht bei unter 5m lag, entschieden wir uns gegen ein Navigationsabenteuer und blieben am Bug des Schiffes.
Dort schauten uns die Brücke und den Steuerstand an. Auch hier hatten wir im Vorfeld die Aufgabe bekommen, uns die Steuermechanismen des Wracks anzuschauen. Die Maschine war offenkundig im Heck des Wracks, das mussten wir dann als Aufgabe leider auslassen.
Zurück aus dem Brückenraum mussten wir feststellen, dass die gesetzte Shotline fehlte. Das hieß 45m Freiwasseraufstieg – ein Riesenspaß bei Strömung 😊. Wir wechselten aufs Dekogas und schossen die Boje, damit uns das Boot an der Oberfläche folgen konnte. Weitere Herausforderungen gab es bei diesem Tauchgang nicht. Zurück an der Oberfläche kletterten wir ins Boot und fuhren zurück in den Hafen. Das Debriefing gab es noch auf dem Boot.
Im Hafen angekommen und nach einer Pause, stand nun der Schwimmtest an. Dazu ging es wieder an unseren Badestrand und wir freuten uns über das kühle Nass, denn im Juli hatten wir gute 30 Grad im Schatten. 375m Schwimmen in 14 Minuten und 18m Strecktauchen galt es zu meistern. Im Meer doch etwas anders als im heimischen Schwimmbad.
Zurück in der Basis bereiteten wir uns auf den letzten Experience Dive am Abschlusstag des Tec 1 vor: Das Wrack der SS Vis mit 51m Tauchtiefe. Als Hausaufgabe gab es wieder die Tauchgangsplanung.
Tag 6:
Wir starteten wieder mit der Ausrüstungsvorbereitung und Gasanalyse, gefolgt von unserem Tauchgangsbriefing und der Fahrt zum Hafen in Plomin, von dem wir bereits zur Lina gestartet waren. Die Bootsfahrt dauerte nur ca. 20min.
Am Tauchplatz angekommen, konnten wir die Oberflächenboje und die dicken Seile bereits erkennen: Unser Startpunkt für den Tauchgang. Wir begannen den Abstieg und freuten uns über hervorragende Bedingungen: Keine Strömung und hervorragende Sichtverhältnisse von 30m.
Am Bug angekommen, machten wir uns auf den Weg zum Maschinenraumfenster, um dort den Maschinenraum zu besichtigen. Auch hier hatten wir wieder die Aufgabe bekommen, dass wir später beschreiben sollten, was wir dort vorfanden. Die Maschine, den Verdichter und viele Dampfrohre. Nach Ablauf der geplanten Segmente war es an der Zeit, zur Brücke zurückzutauchen, denn es gab noch einen zweiten Teil als Aufgabe. Hier sollten wir noch Ausschau nach dem Steuermechanismus halten. Ein Weg zwischen den Netzen hindurch war nicht leicht, aber bei umsichtigem Tauchen gefahrlos möglich. Ein unglaubliches Wrack an dem wir gerne noch mehr Zeit verbracht hätten, aber leider war dann auch schon das vorletzte Segment zu Ende und wir musstenden Rückweg zur Aufstiegsleine beginnen.
Mit Ablauf des letzten Segments und Erreichen des Minimumgas leiteten wir den Aufstieg ein und ließen diesen die VIS zurück. Bei minimaler Strömung saßen wir unsere Dekostopp ab und kletterten zurück an Bord. Ein traumhafter Tauchgang zum Abschluss des Tec 1.
Zurück im Hafen fuhren wir wieder zurück nach Krnica. In der Basis gab es ein Debriefing und das letzte Theoriekapitel DCS. Als Abschluss schrieben wir noch den Test, welcher aus acht zusammenhängenden Aufgaben bestand.
Nun gab es die Abschlussgespräche, jeder bekam im Vier-Augen-Gespräch sein Feedback.
Sechs lehrreiche und wundervolle Kurstage lagen hinter uns. Wir waren schon glücklich, aber Maurizio setzte noch einen drauf: Als Abschluss organisierte er ein Abendessen in einem vorzüglichen Fischrestaurant in der Nähe von Pula. Ein absoluter Geheimtipp, wo wir unseren erfolgreichen Kursabschluss bei einem delikaten Abendessen mit köstlichem Wein ausklingen liesen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass wir mit Rich einen hervorragenden und überaus erfahrenen Instruktor hatten, der uns sicher zu unserem Ziel brachte. Und wer Maurizio und seine Basis noch nicht kennt, sollte hier einen Besuch einplanen. Eine top organisierte GUE-Basis, wo der Chef noch bei jeder Ausfahrt selbst mitfährt und bei kleineren oder auch größeren Reparaturen seine zarten Hände anlegt 😊😊.